Aufwachsen in der Greifvogelstation
Aufwachsen in der Greifvogelstation
Im Brutkasten
Das bisher kleinste Küken in der Greifvogelstation war bei seiner Einlieferung Mitte Juni erst wenige Tage alt. Dieser junge Turmfalke wurde in Wildberg (ZH) in einem Nest gefunden. Die Vogeleltern nisteten bei einem Bauernhof unter dem Dach. Der Landwirtin ist aufgefallen, dass weder das Männchen noch das Weibchen beim Nest auftauchten. Leider waren drei Küken bereits verstorben, doch eines konnte gerettet werden. Die Tierrettung Pfötli brachte den winzigen Nestling zu uns in die Station. Sofort haben wir den Wärmeschrank in Betrieb genommen, da es bei so jungen Vögeln wichtig ist, dass die Körpertemperatur nicht sinkt. Das anfangs 25g schwere Küken hat einige Tage im Wärmeschrank verbracht und wurde tagsüber alle 1.5 Stunden von Hand gefüttert. Inzwischen konnte es in eine unserer Pflegeboxen umgesetzt werden und es frisst von selbst – darüber sind wir sehr erfreut!
Selbständig fressen und fliegen üben
Die eingelieferten Küken werden anfangs teilweise noch von Hand gefüttert. Doch das Ziel ist, dass sie möglichst rasch selber Nahrung zu sich nehmen. Wenn man sie lange mit der Pinzette füttert, kann es vorkommen, dass sich die Vögel an die Menschen gewöhnen und zahm werden. Unsere Patienten werden wieder ausgewildert, daher sollten sie Menschen möglichst skeptisch gegenüberstehen. Wenn die Jungtiere nicht mehr handgefüttert werden, ist es wichtig sicherzustellen, dass alle genug fressen. Sobald die Jungtiere gross genug sind, können sie in unseren Flugkammern erste Flugversuche unternehmen. Eine dieser Flugkammern ist seit Mitte Juni voller Turmfalken. Sie sind in einem ähnlichen Entwicklungsstadium und üben nun fleissig das Fliegen. Bereits nach kurzer Zeit konnten alle die höchste Stange anfliegen. Turmfalken sind nach 27–30 Tage flügge und ab diesem Zeitpunkt sind sie bereit für den Wechsel in eine grössere Flugvoliere. Dort bleiben sie 1–2 Wochen, bis ihr Jagdinstinkt genügend ausgebildet ist, sodass sie freigelassen werden können.
Greifvogelart bestimmen
Bei Jungvögeln ist es nicht immer ganz leicht auf den ersten Blick zu erkennen, um welche Art es sich handelt. Denn die Küken sehen ganz anders aus als die adulten Tiere. Es gibt jedoch bestimmte Merkmale, die typisch für eine Art sind. Beim Sperber sind das die langen und dünnen Zehen mit spitzen Krallen. Hingegen haben junge Mäusebussarde häufig einen weissen Fleck am Kopf und graublaue bis hellbraune Augen.
Kükenfund – was tun?
Im Frühsommer herrscht traditionellerweise Hochbetrieb in der Greifvogelstation. Jedes Jahr werden zahlreiche Küken eingeliefert. Vor allem junge Greifvögel wie Turmfalken, Mäusebussarde oder Rotmilane sind auf menschliche Hilfe angewiesen. Hier erfahren Sie, was Sie bei einem Fund tun können.