Ein Tag in der Greifvogelstation
Ein Tag in der Greifvogelstation
Kein Tag wie der andere
Um etwa 8 Uhr beginnt der Arbeitstag auf der Greifvogelstation. Wer Dienst hat, schaut zuerst in der Datenbank nach, wie die Situation auf der Intensivstation ist und verschafft sich einen Überblick: Wer ist da, wo sind die Vögel untergebracht, wer ist neu angekommen? Wie viele Patienten müssen handgefüttert werden, wer bekommt welche Medikamente? Welche Patienten müssen akut behandelt werden? Welche Vögel können alleine behandelt werden? Bei welchen braucht es ein paar Hände zusätzlich? So erhält man eine Idee, wie der Tag verlaufen könnte, und doch ist kein Tag auf der Greifvogelstation gleich wie der andere.
Dann wird der Futterplan studiert und das Futter parat gemacht, das am Abend zuvor aufgetaut wurde. Zwischen 10 und 100 Portionen müssen jetzt sortiert und je nach dem in Häppchen geschnitten werden. Momentan sind über 60 Patienten auf der Station, da gibt es ziemlich viel zu tun!
Spätestens um 10 Uhr findet parallel zu den Pflegearbeiten oft eine erste Führung statt. Insgesamt 117 Führungen und Freilassungsveranstaltungen haben im Jahr 2023 in der Station stattgefunden. Viele an den Wochenenden, die Schulklassen kommen aber unter der Woche.
Der Boxencheck: Die Patienten in der Intensivboxen werden begutachtet und ihr Allgemeinzustand beurteilt. Dabei gibt die Futterschale wichtige Hinweise auf den Stand der Genesung: ist die Schale leer, ist alles im grünen Bereich, ist sie noch unberührt, gibt es Anlass zur Besorgnis. Ein genesender Vogel braucht die Nahrung, um wieder zu Kräften zu kommen.
Jetzt ist es Zeit für Patienten mit besonderen Bedürfnissen. Wenn ein Patient selber nicht frisst und viel Gewicht zu verlieren droht, muss er von Hand gefüttert werden. Auch Medikamente, die in den Rachen gegeben werden und manuelle Behandlungen wie Physiotherapie oder ein Verbandswechsel werden in der «Küche» vorgenommen. Grundsätzlich gilt aber, nur einzugreifen, wenn nötig. Oberstes Gebot ist es, die Patienten möglichst wenig zu stören, damit sie sich schnell von ihren Verletzungen erholen können.
13.30 Uhr: Putzen und Umgebungspflege
Am Nachmittag steht der tägliche Boxenputz an. Aber auch Infrastrukturarbeiten wie Rasenmähen, den Bodenkanal reinigen oder die Regenrinne vom Laub entfernen gehören dazu.
Wenn die Tierrettung zwischendurch neue Patienten vorbeibringt, bleibt die Arbeit liegen und das Team kümmert sich um die Neuankömmlinge.
Parallel zu den Pflegearbeiten finden auch nachmittags Führungen statt oder jemand vom Team empfängt eine Gruppe für eine Freilassung. Dafür muss der Kandidat in der Flugvoliere eingefangen und in einer Box bereitgestellt werden. Ein Freilassungstermin inklusive einer kurzen Stationsführung dauert etwa eine Stunde.
Ungefähr um 17 Uhr ist meistens Schluss für unser Team. Die Tiere stehen aber an erster Stelle. Sollte also ein Patient kurz nach 17 Uhr eingeliefert werden, wird erst Feierabend gemacht, nachdem alle Vögel versorgt sind. Die Mitarbeitenden der Tierrettung,unsere Partner sind der Tierrettungsdienst Pfötli und Animal Rescue Schaffhausen, sind aber gut instruiert, wie sie einen verletzen Vogel auch ausserhalb der Präsenzzeiten platzieren können, damit er am Morgen gleich versorgt werden kann.