Eine seltene Schönheit: die Rohrweihe
Eine seltene Schönheit: die Rohrweihe
Eine Rohrweihe in der Greifvogelstation Berg am Irchel
Die Rohrweihe, welche wir diesen Sommer bei uns pflegten, hatte einen langen Weg hinter sich. Gefunden wurde sie im Wallis, flugunfähig am Boden und mit einem Bruch am linken Flügel. Von dort wurde sie ins Tierspital Zürich gebracht, wo sie behandelt und dann uns zur weiteren Pflege übergeben wurde. Während ihrer Zeit in der Greifvogelstation bekam sie Physiotherapie, damit sich ihr Flügel möglichst schnell erholt. Rohrweihen sind sehr nervös und sensibel. Deshalb ist es für unser Team immer wieder eine besondere Herausforderung sie gesund zu pflegen. Leider machte die Beweglichkeit des verletzten Flügels trotz täglichem Training kaum Fortschritte, weshalb sie zurück ins Tierspital gebracht wurde, wo sie eingeschläfert werden musste. Auch solche Schicksale kann es geben, denn manchmal ist es besser ein Tier von seinen Schmerzen zu erlösen, als es weiter leiden zu lassen.
Wieso sind Rohrweihen in der Schweiz selten?
Ein Blick zurück in unsere Bücher zeigt: Vor drei Jahren hatten wir die letzte Rohrweihe zur Pflege. Dies ist kein Zufall. Rohrweihen sind in der Schweiz nur selten anzutreffen. Sie ziehen zwar regelmässig auf ihrem Weg nach Afrika durch die Schweiz. Als Brutvögel sind sie jedoch äusserst selten zu beobachten. Die Schweiz zählt jährlich nur bis zu drei Brutpaare. Da die Rohrweihen ausgedehnte Sumpfgebiete und die nähe zu Gewässern suchen, finden sie hier nur schwer passende Brutplätze. In unseren Nachbarländern gilt sie hingegen gebietsweise als relativ häufige Greifvogelart.
Eleganter als ein Mäusebussard
Zu erkennen sind sie unter anderem an ihrem gaukelnden Jagdflug. Dabei halten sie die Flügel typischerweise V-förmig und fliegen schwankend wie spielerisch durch die Luft. Wie bei unserem Weibchen zu erkennen, sind Kehle und Scheitel gelblich gefärbt. Männchen haben dagegen eher eine gelbbraun gestreifte Brust und silbergraue Flügel sowie Schwanzfedern. Ihre Grösse gleicht der eines Mäusebussards, allerdings sind Rohrweihen schmaler und eleganter. Die Eleganz kann man besonders gut im Frühling beobachten, wenn die Balz stattfindet. Dabei stellen sie ihre beeindruckenden Flugkünste zur Schau. In Bezug auf ihr Futter sind sie sehr flexibel. Bevorzugt ernähren sie sich von Kleinsäugern und Vögeln. Sie weichen aber auch auf Amphibien oder sogar Aas aus, falls nötig.