
Fischadler mit Flügelbruch
Der verunfallte Durchzügler
Das Telefon klingelte im April: «Die Tierrettung bringt einen Fischadler vorbei.» Die Aufregung über diese Nachricht in der Greifvogelstation war gross. In all den Jahren seit Bestehen hatten wir erst zwei Fischadler als Patienten. Der aktuelle Patient wurde am 25. April 2022 in Sihlbrugg (Kanton Zug) neben einem Bahngleis gefunden. Bei der Erstuntersuchung entdeckte der stellvertretende Stationsleiter Jan eine Wunde am linken Flügel und hegte den Verdacht: Es könnte sich um einen Flügelbruch handeln.

Diagnose, Verlauf und Prognose
Zur Abklärung wurde das Weibchen dem Tierspital Zürich übergeben. Der Adler wurde geröntgt und der Flügelbruch bestätigt. Ihm wurde ein Pin in den Flügel eingesetzt, damit die Knochenheilung optimal verläuft. Nach ein paar Tagen wurde er wieder in unsere Obhut übergeben. In den nächsten paar Wochen muss er Medikamente nehmen und zur Nachkontrolle zurück ins Tierspital. Bis jetzt sind wir zufrieden mit der Genesung des scheuen Vogels und geben unser Bestes, damit er bald wieder freigelassen werden kann.

Ausgestorben in der Schweiz
Vor über 100 Jahren wurde die letzte Brut der Fischadler in der Schweiz ganz in der Nähe der Greifvogelstation beobachtet. Illegale Jagd, Eiersammeln und Fällen von Horstbäumen sind Gründe für das Verschwinden des Fischadlers. Er wurde längere Zeit als «Fischräuber» angesehen und darum vom Menschen vertrieben. Nun können diese Vögel nur noch auf ihrem Durchzug durch die Schweiz beobachtet werden. Der Langstreckenzieher überwintert in Afrika und macht sich im Frühling auf den Weg zu seinem Brutgebiet im nördlichen Europa.